bayrische kinder sind besser versorgt

nun ist er tatsächlich unter dach und fach, unterschrieben, in trockenen tüchern: der erste vertrag zwischen einer krankenkasse und den kinder- und jugendärzten, der klar festlegt, dass die primärversorgung eines minderjährigen in die hand des spezialisten gehört: eben den kinderarzt.

ich hatte schon einmal davon berichtet: die bayrische aok hat nach langen verhandlungen mit dem berufsverband der kinder- und jugendärzte einen hausarztzentrierten vertrag abgeschlossen, der aber in wahrheit pädiatriezentriert ist. der vertrag bietet allen beteiligten vorteile: den patienten eine vertraglich gesichert qualitativ hochwertige versorgung, den ärzten ein leistungsgerechtes honorar und der krankenkasse das image einer familienverfreundlichen versorgung – gerade für die aok ein wichtiger schritt in die zukunft.

  • zusätzliche vorsorgeuntersuchungen u10, u11 und j2
  • zusätzliche ultraschalluntersuchungen (z.B. niere)
  • screeninguntersuchung der augen
  • übernahme der over-the-counter-medikamente auch für über 12jährige
  • die sicherheit, bei einem arzt versorgt zu werden, der fachlich qualifiziert ist für kinder und jugendliche, und dessen praxis auch entsprechend eingerichtet ist

dies erhalten alle jungen patienten, die in diesen vertrag eingeschrieben werden. und sie werden nicht lange damit zögern, denn die familien wollen diese zusatzleistungen. bei den kinder- und jugendärzten selbst ist der vertrag bereits jetzt ein erfolg: weit über 80% der bayrischen pädiater haben sich in den vertrag eingeschrieben.

jetzt müssen sich andere krankenkassen in bayern, auch im ganzen bundesgebiet und vor allem die schwesterkassen der aok, z.b. in baden-württemberg, fragen, warum sie solche mutigen verträge nicht auch für ihre kleinen patienten abschließen! bayrische kinder sind mit einem mal besser gestellt als die kinder auf der anderen seite der donau, das ist fakt. die aok bayern hat erkannt, dass es in zukunft nur mit den zukünftigen patienten geht. eltern, deren kinder jetzt in der aok bayern optimal versorgt werden, werden diese kasse auch nicht verlassen, und diese kinder werden später als erwachsene ebenso entscheiden.

dies soll kein werbeaufrauf sein für die aok bayern, sondern die bestätigung eines langen weges der kinder- und jugendärzte in bayern hin zur wertschätzung der hochanzusetzenden qualitätsarbeit der pädiater. glückwunsch an die bayern.

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und auch das gab es heute – nicht, dass ich fan wäre – aber, ich kann auch nicht verleugnen, dass mit ihm ein teil meiner jugend geht: michael.

17 Antworten auf „bayrische kinder sind besser versorgt“

  1. …und Erzieherinnen dürfen jetzt bei der Aufnahme eine Kopie der Untersuchung verlangen, um nach dem Baykibeg zu handeln, und darauf zua chten, dass die U’s auch stattfinden.

  2. Ja, schon ein Streitthema 😉

    800 % mehr Rezepte in D ist ne ganze Menge, aber was sagt das jetzt konkret aus?
    Dass es in D ne Menge förderbedürftiger Kinder gibt? Das der Rest von Europa rückständig ist/ ein anderes Bewusstsein zum Thema Sprachförderung hat/ kaum sprachlich beeinträchtigte Kinder? Es andere Gesundheitssysteme gibt? oderoder ………?

    Ich finde halt, dass mangelnde sprachliche Fähigkeiten auch eine hohe soziale Bedeutung haben, sprachlich sensible Phasen sollte man nicht ungefördert verstreichen lassen und eine Logoverordnung zum Schuleintritt würde ich als Mama möglichst vermeiden wollen.
    Ist jetzt allgemein gesprochen, aber ich hoffe man versteht auch so worum es mir geht.

  3. Dass Logopäden finanziell von Ärzten abhängig sind ist zweifelsohne so, aber das macht sicher nicht jeden Logopäden zum Geldgeier.

    Ich wollte nicht verallgemeinernd Kinderärzte als Wischiwaschi-Docs hinstellen, sondern sagen, dass ich es eben ziemlich kritisch sehe, dass ein Kinderarzt eine Diagnose stellen darf, obwohl er nicht der absolute Fachmann dafür ist. Und dann auch noch die „Macht“ hat zu entscheiden.

    Wenn Eltern, Erzieher, sonstwer Auffälligkeiten am Kind feststellen, untergräbt das doch nicht die kinderärztliche Kompetenz. Wer sonst soll Beobachtungen und wertvolle Informationen vermitteln, wenn nicht die Personen, die das Kind kennen und die meiste Zeit mit ihm verbringen.

    Dass sich Thearpeuten mit Kinderärzten rege austauschen empfinde ich als selbverständlich.

    Grüße

    1. Leider sieht der Austausch in der Realität anders aus:

      EIn Kreuzchen immer an der Stelle ( X ) Braucht noch Logo

      ..ich vergleiche das gerne mit der folgenden Metapher:

      „Fahren Sie mit Ihrem Auto in ne Werkstatt und sagen Sie dann, daß die mal kucken sollen, ob es nicht was zu reparieren gibt“

      Logo ist ein ganz heisses Thema (im übrigen werden in Deutschland – vergleicht man mit Rest-Europa rund 800% mehr Logopädie-Rezepte ausgestellt).

  4. Hmm. Bei allem Respekt, aber die Krux am Logopädierezept ist doch die, dass ein Kinderarzt die Stunden verordnen muss und eine schnelle Erstdiagnose abgibt, ohne der eigentliche Experte dafür zu sein.
    Dass Kinderärzte ein kleineres Budget als beispielsweise HNO-Ärzte haben hat sich auch, öhm, „rumgesprochen“.- Wäre ja schön, wenn das ein Klischee ist.

    nicht hauen!
    😉

    1. doch, da haue ich.
      ein kinderarzt, der „eine schnelle erstdiagnose“ abgibt, handelt fahrlässig. zur logopädieverordnung gehört ein ausführlicher sprachtest, hörtest und verlaufskontrollen. das steht auch so in der heilmittel-verordnung.
      sicher ist der logopäde ein experte in seinem fach, aber – noch ein klischee – auch finanziell abhängig von den rezepten, daher wird die empfehlung eines logopäden immer eher zur therapie tendieren als dagegen.
      der kinderarzt verordnet nur, wenn er es für medizinisch sinnvoll hält, und nicht, weil das erzieher so sehen, oder die eltern oder die nachbarin.
      im idealfall – so gehts bei uns schon seit jahren mit den fähigen heilmittelerbringern gut – tauscht sich der kinderarzt mit dem therapeuten über die länge der verordnung aus.

  5. @ralf – hä? braucht logopädie, aber ich schreibe das nicht auf? wo gibts denn das? das unterstellen doch immer nur die eltern. irgendjemand schwätzt an die eltern ran, das kind braucht logo, aber die medizinische meinung ist eine andere – das kommt recht häufig vor.
    das andere, wie du es schilderst, ist doch ein klischee – ärzte schreiben dinge nicht auf, weil ihr budget erschöpft ist.

  6. Oh.
    Dann haben wir zum Wechsel von privat auf Holzklasse die falsche Kasse erwischt.
    Ich geh dann mal telefonisch bei unserer Kasse jammern und nerven nachfragen, ob die das auch anbieten würden.

    1. Das würde ich sowieso jedem raten!

      a) Kuckt mal was AOK so kann
      b) wisst ihr, was wir machen, wenn ihr (kasse) da nicht mitmacht?

      1. Okay, da darf man aber auch sagen:
        Arzt, weißt du was ich mache, wenn du nicht machst was ich sage?
        (brauche)
        (ich rede jetzt nicht von medizinisch gerechtfertigten Ent-
        scheidungen. Sondern von so Sachen wie:
        Nee, Logopädie/Ergotherapie etc. hätte das Kind zwar nötig.
        Verschreib ich aber nicht (aus welchen Gründen auch immer).
        Oder: Das Medikament wirkt nicht? Was erzählen sie denn da?
        Es heißt zwar anders, ist aber komplett dasselbe drin wie
        in ihrem Vorgängerpräparat.
        etc p.p.

  7. Meine Erfahrungen mit Ärzten, die bei dem Hausarzt-Modell mitmachen:
    Die Patienten werden immer schön einbestellt, es werden nur bestimmte Medikamente verordnet.
    Und was diese Ärzte dann plötzlich (manchmal komplett) streichen:
    Heilmittel, wie Physio-, Ergotherapie etc.
    Können da Zusammenhänge bestehen 😉
    LG

    1. Das war doch wohl eine rhetorische Frage, oder?
      Natürlich müssen die Ausgaben ja irgendwo wieder reingeholt werden.
      Deshalb muss ja etwas gestrichen werden. Verstanden 😉

  8. Wenn sich dadurch die medizinische Versorgung verbessert, wäre es toll. Wie die Rechnung für den Arzt am Ende ausgeht, wird man dann sehen.
    In Baden-Württemberg besteht ja schon seit einem Jahr der AOK-Vertrag mit den Hausärzten. Da gibts erhebliche Spaltungen innerhalb der Allgemeinen. Von: himmelhochjauchzend, KV abschaff* bis: Bürokratiemonster, KV wiederherbeisehn* ist da alles dabei.

  9. naja, irgendjemand muss die rechnung zahlen.

    wir werden sehen, ob noch andere kassen mitziehen – nachdem ja offen ist, wo „der kunde“ hingeht, haben es „die kunden“ in der hand, ihre kassen so zu gestalten wie sie möchten.

    wie bereits gesagt – ich bin sehr sehr skeptisch, ob und wie lange das läuft und wieviel wirklich dabei rausschaut.

  10. genau so, avialle, für die eltern kostet das nicht mehr – sogar deutlich weniger, weil diese sinnvollen zusatzangebote bisher ge“igel“t wurden durch die ärzte.

  11. Klingt wirklich gut, aber wie ist das denn eigentlich finanziert? Zahlen die Eltern dann mehr oder übernimmt die AOK Bayern die Kosten freiwillig? Nicht dass mir das wichtig wäre, aber es ist ja schon interessant – die Krankenkassen beklagen schließlich immer, sie hätten zu wenig Geld für die Versorgung der Patienten. Die haben doch nicht tatsächlich erkannt, dass Primärpravention gerade bei Kindern auf lange Sicht viel günstiger ist, als bei jungen Erwachsenen Langzeittherapien, Kuren und Spezialmedis zu bezahlen? Da wäre ich aber positiv überrascht, nicht schlecht! 😉

  12. …aber es war ein langer – harter – frustrierender weg dorthin!

    ich frage mich aber nur, wie lange der vertrag bestehen wird. die „handaufhalte-mentalität“ einiger kollegen wird sicher alles ad absurdum führen.

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