Fieberkrampf – kurze Fakten

Thermometer

Fieberkrämpfe sind eine der Hauptängste, denen junge Eltern entgegen sehen. Ich habe schon mal darüber gebloggt, aber es lohnt, immer wieder das Wissen darüber aufzufrischen und zu erinnern. Anscheinend sind auch junge Assistent*innen in den Kinderkliniken überfordert. Dabei lässt sich all das hochoffiziell aus der aktuellen AWMF-Leitlinie herauslesen.

Hier die Topfacts:

  • Auftreten bei 2-5% aller Kinder, 6. Lebensmonat bis 6. Lebensjahr, Gipfel mit dem 2. Lebensjahr, Jungen > Mädchen
  • 75% der Kinder haben Fieber über 39 Grad, meist treten Fieberkrämpfe zwischen 18-22 Uhr auf.
  • 2/3 der Kinder haben nur einen Fieberkrampf, bei 1/3 treten weitere FK auf
  • Häufigste Auslöser sind Viren, vor allem das humane Herpesvirus 6 (Drei-Tage-Fieber)
  • Fieberkrämpfe nach Impfungen sind mit 4/100000 Kinder sehr wenig
  • 1/3 der Kinder haben eine familiäre Vorbelastung (20% Risiko bei Geschwistern, 33% bei Eltern)
  • Beim ersten FK ist eine stationäre Beobachtung in der Regel nicht nötig, (junges) Alter des Kindes und Sorgen der Eltern können aber eine Aufnahme entscheiden
  • Routinelabor ist nicht erforderlich, wenn die Fieberursache klar ist. Eine Lumbalpunktion kann notwendig sein bei: Säuglingen, lange dauernden FK, ungenügend Geimpften oder antibiotisch vorbehandelten Kindern
  • Eine Fiebersenkung verhindert nicht das Auftreten von Fieberkrämpfen*.
  • Ein EEG oder MRT werden nicht empfohlen
  • Eine Akutbehandlung wird nur bei lange dauerndem Krampf (> 5 Minuten) empfohlen: Gabe von Diazepam rektal (5mg < 15 kg, 10mg darüber). Bukkales Midazolam ist für FK nicht zugelassen, wird aber mitunter als individueller Heilversuch eingesetzt.

*Ergänzung zu diesem häufigsten Diskussionspunkt: Alle Empfehlungen zur Senkung des Fiebers ab 38,5 Grad und ähnliches sind seit Jahren überholt. Eine frühe Senkung des Fiebers führt eher zu häufigerem Auffiebern und damit evtl. zu einem Krampftrigger. Eltern sind dann verunsichert, weil “sie doch alles getan haben”, und das Kind trotzdem krampft.

Noch Fragen? Gerne in den Kommentaren.


Literatur:
S1-Leitlinie Fieberkrämpfe im KindesalterPDF
Flyer DGKJ zu Fieberkrämpfen

(c) Bild bei Vectorportal (Creative Commons CCBY4.0)

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7 Antworten auf „Fieberkrampf – kurze Fakten“

  1. Als betroffene Mutter habe ich das immer so erklärt: Der Körper reagiert auf den schnellen Fieberanstieg mit einem Fieberkrampf. Ein präventives Senken des Fiebers ist gar nicht möglich, da das Fieber schwups da ist – und somit auch der Krampf. Kann man das so sagen?
    Mein Sohn hatte insgesamt 5 Krämpfe (1 1/2 Jahre bis 3 Jahre). Mit Klinikaufenthalt, EEG und Schlaf EEG. Zum Glück war es mit 3 Jahren vorbei und der kleine Bruder hatte es nie.

  2. “Bukkal” hat sicherlich irgend etwas mit frz. bouche, ital. bocca zu tun – aber was unterscheidet es von “oral”? Sprich: was bedeutet dieses Fachwort für Normalsterbliche?

    1. Buccal= in die Wangentasche, oral= in den Mund
      Sprich buccal ist auch oral, aber oral ist nicht unbedingt buccal.
      Orale Medikation wird meist geschluckt (z. B. Säfte, Tabletten), buccale Medikation löst sich überwiegend im Mund auf und wird über die Schleimhaut aufgenommen.

  3. Ich habe bei unserer Tochter vor vielen Jahren einen Fieberkrampf erlebt. Abends um 22:30 Uhr, anschließend Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst. Antwort (nachdem die Standardfrage nach der Versicherung kam): “Fahren Sie auf jeden Fall ins Krankenhaus!”. Dort haben Frau und Tochter dann eine äußerst unangenehme Nacht verbracht. Am nächsten Tag wurde noch ein EEG gemacht und die Ärztin meinte, dass wir das Kind auf jeden Fall noch 2-3 Tage in der Klinik lassen sollten. Wir haben dann gefragt warum und insbesondere meine Frau hat darauf bestanden, dass wir nach Hause gehen. Das war gut so. Wir waren Abends um 18:00 Uhr wieder zu Hause und die komplette Familie inkl. Hund ist sofort eingeschlafen. Anschließend noch ein Besuch beim Kinderarzt, der Deine Einschätzungen exakt so bestätigt hat. Wir waren uns einig, dass wir bei einem erneuten Krampf, der glücklicherweise nicht auftrat, nicht mehr in die Notaufnahme fahren.

  4. Wo habe ich noch neulich gelesen, dass die lange und viel-gepriesene Antipyrese ab 39° das Auftreten eines FK nicht verhindert…

  5. Oh Danke! Ich wurde schon als verantwortungslose Mutter abgestempelt weil ich beim dritten Kind das gekrampft hat nicht die Rettung gerufen habe, weil ich nichts getan habe außer ruhig bleiben, Kind halten und danach, als Kind wieder selig schlief, zur eigenen Beruhigung ein Mamaschnaps zu trinken.

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